Guten Abend in die Runde,
@ Sanne76,
ich danke dir sehr für deine Beiträge.
Ich wünsche dir/euch eine gute Entscheidungsfindung. Ich kann dich in deinem Vorhaben, Expertenmeinungen einzuholen, nur bestärken. Je vielseitiger man sich informiert, desto besser. Desto weiter wird der Informationshorizont. Mit Fachleuten kann man auch die eigene, individuelle Situation mit einfließen lassen und eine individuelle Lösung erarbeiten. Ich bin der Meinung, eine "one-fits-all"-Lösung gibt es in dieser Sache nicht.
Wichtig finde ich es außerdem, offen zu bleiben und sein Kind, dessen Entwicklung, Charakter, Persönlichkeit, Intellekt im Auge zu behalten. Vielleicht muss man im Nachhinein noch umdenken bzw. sogar um-lenken, zum Wohl des Kindes. In die eine oder in die andere Richtung.....
Den Umgang mit einem traditionell geprägten, in seiner Meinung gefestigten Umfeld empfinde ich als besonders schwierig und herausfordernd. Vielleicht hast du das Glück, dass dein Umfeld liberal, offen und tolerant auf das Thema Gametenspende reagiert. Leider war das bei uns, wie geschrieben, nicht so. Bereits erste, zaghafte Gesprächsführungen in diese Richtung offenbarten eine starke Skepsis und leider auch Ablehnung dieser Methoden. Da auch das Umfeld, insbesondere die Verwandtschaft, ihren Anteil an Erziehung und Bildung des Kindes haben wird, das Kind erwartungsgemäß eine gewisse Bindung an die Verwandtschaft suchen und idealerweise aufbauen wird, hat auch die Haltung und Einstellung dieser Menschen bei uns zu unserer Entscheidung beigetragen. Wir waren der Meinung, ein Bruch mit der Verwandtschaft in Kombination mit der Aufklärung zur EMS würde (auch) das Kind noch weiter entwurzeln. Wir hatten die Befürchtung, dass es dann Verlustgefühle bezogen auf familiäre bzw. verwandtschaftliche Zugehörigkeit, Identitätsverlust, Gefühle der Ablehnung seitens der engsten Angehörigen Schuldgefühle bezogen auf das innerfamiliäre Zerwürfnis usw. erleben könnte. Oder doch zumindest den leiblichen Enkeln, Nichten, Neffen gegenüber benachteiligt werden könnte. Gefühlt oder tatsächlich. Das macht für das betroffene Kind ja kaum einen Unterschied.
Ich habe den Eindruck, du hast dich bereits tief in die Materie eingearbeitet. Meinem Eindruck nach gibt es nicht wenige Experten, die beide Wege gleichwertig nebeneinander stellen. Das sind und waren mir persönlich die angenehmsten von allen. Die "Missionare" in die eine oder andere Richtung waren mir stets suspekt.
@ Marle80,
was äußere Ähnlichkeiten betrifft: Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft wir schon aufgezählt bekommen haben, von wem von uns Eltern das Kind seine Augen, die Nase, die Haare, die zierlichen Füße und wasweisich geerbt hat.
@ Munis,
Zitat
Munis
Und zu: "Man muss aber nicht noch zusätzliche Angriffsfläche bieten.
Sein Aussehen, seine Kleidung kann man ändern. Wenn man das denn möchte."
Überleg nochmal, ob du diese Einstellung deinem Kind gegenüber vertreten möchtest. Ich war so ein Kind, das früher in der Schule gemobbt wurde und hab null Verständnis und null Rückhalt in der Familie und von Lehrern bekommen. Ja, das Mobben WAR fürchterlich und schrecklich, aber ich wäre damit viel besser zurechtgekommen, wenn mir mal jemand gesagt hätte: Du bist gut so, wie du bist und musst rein garnichts an dir ändern. Wie gesagt. Denk darüber nach, welches Bild du deinen Kindern mit dieser Einstellung vermittelst. Das Selbstbewusstsein stärkt die Einstellung sicherlich nicht...
Was du in meine Worte schon wieder reininterpretierst..... tststs....
Den Zusatz "wenn man das denn möchte" hast du aber schon gelesen, oder?
Selbstverständlich werde ich meinem Kind sagen, dass es gut so ist, wie es ist. Und dass es rein gar nichts an sich ändern muss.
Der Knackpunkt aber ist: Wenn das Kind etwas an sich ändern WILL, dann kann es das. Wenn mein Kind wg. seines Aussehens oder seiner Kleidung gemobbt wird wie Alice Cullen schrieb, dann kann es diese äußeren Variablen verändern. Hat es jedoch preisgegeben, dass es durch eine EMS entstanden ist dann kann es daran nichts mehr ändern, es nicht wieder zurücknehmen oder ungeschehen machen. Dann kann ich meinem Kind tatsächlich nur noch helfen, indem ich sein Selbstbewusstsein so gut wie möglich zu stärken versuche (was ich so oder so mache).
Wenn mein Kind den Wunsch äußert, dass es eine neue Frisur oder neue Klamotten möchte, kann ich mit ihm shoppen gehen oder den Friseurbesuch zahlen. Wenn es hingegen den Wunsch äußert, nicht durch EMS entstanden zu sein oder sich niemals bloßgestellt zu haben, kann ich an den dann vorliegenden Fakten nichts mehr ändern.
Zitat
Munis
Man kann sich schlicht nicht sicher sein, dass eine Gametenspende immer ein Geheimnis vor dem Kind bleibt, egal welche Vorkehrungen man trifft.
Angesichts der Tatsache, dass nur 5-10 % aller Spenderkinder um die Umstände ihrer Zeugung wissen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine lebenslange Geheimhaltung gelingt, aber sehr hoch. Für mich ein überschaubares Risiko.
@ risa74Berlin,
Zitat
risa74Berlin
Ich sehe auch kein Stigma bei Gametenspende. Zum Einen, weil ich es einen besonderen Weg finde, eine Familie zu werden. Zum anderen weil die, die ein Problem damit haben, für mich Kleingeister sind, deren Meinung mich nicht interessiert.
Das ist schön für dich.
Was aber machst du, wenn das Kind es anders sieht?
Vielleicht auch zu bedenken: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Kinder können zueinander sehr grausam sein bzw. neigen auf der anderen Seite dazu, sich alles viel mehr zu Herzen zu nehmen als wir Erwachsenen.
@ Alice Cullen
Zitat
Alice Cullen
Ich denke auch das wenn man sch tatsächlich mit spenderkindern befasst kommt man zu keinem anderen Entschluss aufzuklären.
Ich denke, man sollte sich bei dieser Fragestellung nicht NUR mit Spenderkindern befassen. Zu bedenken wäre auch: Es gibt noch mehrere Spenderkinder als die, die im Verein der Spenderkinder organisiert sind.
Zitat
Alice Cullen
Und was mir auffällt, wir pro Aufklärer Werden immer so hingestellt als ob uns das leicht fällt, das ist es nicht, ich mach mir auch meine Gedanken darüber wie unsere Kinder es aufnehmen.
Und mit zunehmendem Alter werde ich nervöser, und ich denk wenn es dann Thema ist bin ich echt am zittern.
Da hast du sehr recht. Der Weg des Aufklärens wird immer als leicht und unspektakulär geschildert. Die Reaktion der Kinder bei früher Aufklärung sei durchweg positiv.
Uns Nichtaufklärern wird hingegen unterstellt, dass wir in einem Zustand permanenter Anspannung leben würden, den unsere Kinder natürlich durch ihre "feinen Antennen" mitbekommen und deshalb genau spüren, was Sache ist. Was natürlich Unsinn ist. Das Thema EMS ist in unserem Alltag kaum noch präsent und zumindest ich denke so gut wie gar nicht mehr daran, wenn ich nicht, wie hier z.B., daran erinnert werde.
Was mich aber interessieren würde: Wovor zitterst du?
Zitat
Alice Cullen
Daher versteh ich es nicht wie man sich für HI, EZSP oder EMS entscheiden kann ohne vorher mal spenderkinder anzuhören.
Wie kommst du darauf, dass ich das nicht getan habe?
Zitat
Alice Cullen
Ps zoraya: klar gibt's noch kein Heilmittel gegen Krebs in diesem Sinne. Aber nur so aus meiner eigenen Familiengeschichte, meine Omi hat nach 10 Jahren kampf gegen krebs diesen 1999 verloren mit jungen 56 Jahren. Meine Mutter hat letztes Jahr mit 39 Krebs diagnostiziert bekommen und dank der heutigen medizinischen Fortschritten hatte sie nicht einmal ne chemo und ist geheilt.
Ich möchte wirklich nicht den Miesmacher spielen, aber als geheilt nach Krebs gilt man, wenn man >5 Jahre nach dem Ereignis noch immer rezidivfrei ist. Nach nur 1 Jahr schon von Heilung zu sprechen ist..... gewagt.
@ Krabbenmama
Zitat
Krabbenmama
Die Kliniken sind verpflichtet, die Daten aufzubewahren (und z.B. auch herauszugeben, wenn das Kind z.B. erkranken und eine Knochenmarkspende oder ähnliches benötigen würde), es ist also nicht ausgeschlossen, dass die anonyme Spende nachträglich gesetztlich "geöffnet" wird und man die Kliniken - evtl. per Klage, wie das auch im Falle der Samenspendekinder früherer Jahre der Fall ist - verpflichtet, die Daten eben doch heraus zu geben.
Da ich es nun schon zum zweiten Mal hier lese, nochmal die Frage: Warum unterschreibt man einen Vertrag bereits mit dem Vorsatz, ihn zu brechen? Wenn man per Unterschrift zusichert, dass man mit der Anonymität der Spender einverstanden ist (denen man ja auch wahnsinnig viel verdankt), warum bereitet man sich dann im Hinterkopf schon auf eine Klage vor?